WIE ERZIEHT MAN EINEN EUROPÄISCHEN SCHLITTENHUND, SO DASS ER LERNT SICH IN DER MENSCHENWELT EINZUFÜGEN?
ESD sind leicht erziehbar, aber auch leicht zu brechen.
Brutale, Tierschutz widrige Erziehungsmaßnahmen haben hier nichts verloren. Will man einen vierbeinigen Partner, der mit einem durch dick und dünn geht, muss man sich die Gefolgschaftstreue und das gegenseitige Vertrauen erarbeiten.
"Aus nichts wird nichts", und "was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr".
"Liebevolle Konsequenz" ist das Zauberwort und das zieht sich wie ein roter Faden durch das ganze Hundeleben.
Der Vierbeiner soll keine Angst vor seinem Menschen haben, aber gegenseitiger Respekt macht die Erziehung einfacher.
Erziehung hört nie auf, Erziehung beginnt vom ersten Tag an und endet mit dem letzten Tag des Lebens.
Die ersten Tage, Wochen, Monate sind die anstrengendsten, je älter der Hund wird, desto einfacher wird es, es ist ein langer Weg bis aus dem Jungspund ein Freund wird, auf dem man sich verlassen kann, aber die Arbeit lohnt sich.
SOLL MAN MIT DEM WELPEN EINE HUNDESCHULE BESUCHEN?
Natürlich ist es sinnvoll mit dem Welpen und Junghund eine Hundeschule zu besuchen. Hier lernt er fremde Menschen und andere Hunde kennen und erstes Gerätetraining und spielerische Erziehungsübungen mit positiver Motivation. Aber die richtige Hundeschule soll es sein, denn nicht jeder Erziehungsstil ist für den ESD geeignet. Schäferhundegehorsam und langweilige Fussübungen passen nicht für einen Zughund der später einmal selbständig im Singlelead laufen und ziehen soll.
Ich empfehle Hundeschulen die Einzeltraining, Kleingruppentraining, und modernes Hundetraining anbieten. Clickertraining und Hundeausbildung nach "Animal Learn" sind für Schlittenhunde eher geeignet als Gehorsamstraining mit abschließender Prüfung. Auch die Therapiehundeausbildung kann man mit dem ESD anstreben. Agility und alle laufbetonten Hundesportarten sind für ESD ebenfalls geeignet. Mit Schutzhundesport und Rettungshundearbeit wird der ESD nicht glücklich.
PRÄGUNGSPHASEN NUTZEN!
Die ersten 10 bis 14 Wochen in der Zuchtstätte lernt der Welpe das Sozialverhalten von seiner Mami und den Wurfgeschwistern.
Bei Beutespielen, Rauf- und Zerr-spielen lernt er seine Grenzen kennen.
Alters-angepasstes Gerätetraining, selbständiges Ausprobieren und lernen durch Nachahmung lassen ihn mutig und selbstsicher werden.
Das Herkommen mit Hilfe der Hundepfeife und der Futterpfiff sind die wichtigste Übung für das spätere Leben und in der Gruppe schnell erlernbar.
Hören auf den Namen wird mit jedem Welpen einzeln geübt.
Der Futterhand folgen und "Sitz" - und "Platz"-Übung sind die Basis für spätere Lernübungen.
Die Hundebox kennenlernen, Boxentraining und der Transport im Auto sollte für verantwortungsvolle Züchter selbstverständlich sein.
Halsband, Geschirr und Gehen an der Leine lernt der Welpe im Idealfall vor der Abgabe auch noch kennen.
WELPENERZIEHUNG
Natürlich muss alles bisher Gelernte im neuen zu Hause weiter geübt und gefestigt werden.
Die Sauberkeitserziehung geht nicht von heute auf morgen, manchmal braucht man viel Geduld.
Das Herkommen aus allen Situationen ist die wichtigste Übung. Und der Jagdtrieb auf Schmetterlinge, Mäuse, Katzen, Hasen,... darf nicht geweckt werden.
Lade deine Familie und Freunde ein, damit dein Welpe viele Menschen, nette Kinder und Welpen freundliche Hunde kennen lernt.
Zeige dem Welpen deine Welt, nimm ihn auf altersgerechte Ausflüge und Stadtbesuche mit.
Der Welpe soll sich an dein Leben und deine Lebensumstände gewöhnen, nicht umgekehrt.
Neben der Erziehung, braucht der Welpe vor allem regelmäßige Schlaf- und Ruhephasen um das Gelernte verarbeiten zu können.
SOZIALISIEREN und KONDITIONIEREN
Mit 6 Monaten ist aus dem Welpen ein Junghund geworden. Wir gehen mit unseren Hunden gerne in Tierparks und in den Bärenwald. Denn dort ist immer etwas los. Fremde Menschen und Kinder in allen Altersgruppen, Kinderwagerl, ungewohnte Gerüche, fremde Tiere und Lärm, lehren ihn mit den verschiedensten Umweltsituationen umgehen zu können und sich positiv zu entwickeln.
In diesem Alter kann man ihn auch schon zu kurzen Walking- oder Joggingrunden mitnehmen. An der Zugleine und mit passendem Zuggeschirr ausgerüstet, beginnt man die ersten sehr kurzen Trainingseinheiten. Eigentlich mehr Konditionieren statt Trainieren, schaut was er genetisch mitbringt und hilft ihm sich auf seinen Job als Zughund vorzubereiten. Mehr als 1x die Woche ist nicht notwendig. Denn das Knochenwachstum ist noch lange nicht abgeschlossen.
Temperaturbereich auf jeden Fall unter 20°C und niedrige Luftfeuchtigkeit sind die Voraussetzungen für ein Training.
ANTRAINIEREN
Wenn der Junghund 8 bis 9 Monate alt geworden ist, beginnen wir mit kurzen Trainingseinheiten am Bike oder Scooter.
Zuerst immer im Singlelead, damit man sieht wie viel der Junghund von sich aus mitbringt und schon kann.
Wenn der Junghund unsicher ist, dann am besten zu zweit mit einem schon erfahrenen "Teacher".
Höchstens eine Trainingseinheiten pro Woche reicht zu Beginn, und mehr als 1 bis 2 km ist die Trainingsstrecke auch nicht lang. Der Junghund soll immer Spaß dran haben, mäßiges Tempo und ziehen lernen ist das Wichtigste in dieser Konditionierungsphase.
Temperaturbereich auf jeden Fall unter 15°C und niedrige Lutffeuchtigkeit sind Voraussetzung für ein seriöses Antrainieren am Bike oder Scooter.
"FUSS" GEHEN, LOCKERE LEINE GEHEN oder ZIEHEN LASSEN
Hat man sich für einen Schlittenhund entschieden, dann bringt der automatisch das Zughunde-Gen mit, für das ist er schon viele Generationen gezüchtet und selektiert worden. Ein Schlittenhund der nicht zieht ist kein Schlittenhund. Will man einen Zughund, dann darf man dem Welpen und Junghund das Ziehen an der Leine nicht unbedingt abgewöhnen, sondern eher fördern. Will man einen Hund, der nicht an der Leine zieht, ist es besser sich für eine andere Rasse zu entscheiden.
Natürlich kann der Hund lernen, ist die Leine am Halsband, wird nicht gezogen, ist die Leine am Brustgeschirr und später am Zuggeschirr, darf er ziehen. Auch das "FUSS"gehen am Hundeplatz kann der Junghund lernen, diese Übung würde ich ihm aber ortbezogen vermitteln, d.H. nur am Hundeplatz, und nicht in den Vordergrund stellen.
Denn als Zughund soll der Hund selbständig und fokusiert vorne weg laufen, ziehen und sich dabei nicht immer nach seinem Meister umdrehen.
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